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Artikel ID: 13
Wozu diese Angaben?
1. Über diesen Artikel
2. Was ist so schwierig an dem Thema?
3. Was an der Schokolade ist giftig?
4. Welche Mengen sind denn nun ganz konkret als giftig oder harmlos anzusehen?
5. Tabellen
6. Woher kommen die Werte aus den Tabellen?
7. Wie vollständig wird Theobromin aufgenommen, wie wirkt es und welche Symptome sind verdächtig?
8. Was tun, wenn der Hund Schokoalde gefressen hat? wie hilft der Tierarzt? Wie ist die Prognose?
9. Lagert sich Theobromin wirklich im Körper an?
10. Wie sieht es mit anderen Tieren aus?
11. Fazit
12. Literaturverzeichnis
1. Über diesen Artikel
Warum noch einen Artikel über Schokolade?
Gibt man die Begriffe "Hund" und "Schokolade" in eine Suchmaschine ein, dann erhält man eine Menge Treffer. Die Info, dass Schokolade für Hunde (und einige andere Tiere) giftig ist, ist längst kein Geheimtipp mehr.
Nahezu jeder Hundehalter weiß, dass von dem schmackigen Genussmittel ein Risiko ausgeht und ein erheblicher Teil dieser Tierhalter kann sogar den Stoff Theobromin benennen.
Schaut man sich die Treffer der Suchmaschine aber genauer an, so wird schnell klar, dass darüber wie mittelbar dieses Risiko genau ist große Verwirrung besteht.
Ein Hundehalter, der gerade entdeckt hat, dass sein Wauzi sich in diebischer Art und Weise Zugang zu Schokolade/kakaohaltigen Produkten verschafft hat wird unter all den Informationen meistens nicht klüger.
Widersprüchliche Informationen darüber welche Dosis nun wirklich gefährlich ist und unterschiedliche Angaben welches kakaohaltige Produkt nun wieviel Theobromin enthält verwirren mehr als das sie aufklären und die den meisten Laien fremden Begriffe wie "minimale letale Dosis" oder "LD50" machen das Chaos dann komplett.
Auch Angaben wie "soundsoviel mg/kg sind für den Hund gefährlich" und "Schokoladensorte x enthält üblicherweise soundsoviel mg/g" nutzen solch einem Halter dessen Hund sich soeben an seinen Süßigkeiten bedient hat eher wenig, denn der will jetzt gar nicht rechnen sondern wissen ob sein Hund gefährdet ist oder nicht.
Alles in allem kann man also festhalten, dass den meisten Hundehaltern bekannt ist, dass Theobromin ihren Hausgenossen gefährden kann, darüber welche Mengen wovon nun aber ganz konkret harmlos oder gefährlich sind herrscht jedoch große Unsicherheit.
Die Einschätzungen
von Tierhaltern betrefflich der Giftigkeit von Schokolade bewegen sich
zwischen der bedenkenlosen Verfütterung einzelner Stücke
Bitterschokolade an kleine Hund und einem nächtlichen Anruf beim
Tierarzt, weil der Hund eine Milchschokopraline gestohlen hatte und man
nun besorgt sei, weil dies vor einem Jahr schoneinmal passiert ist und
man gehört habe, dass "Schokoladengift" vom Hund nicht abgebaut werden
kann und sich also ein Leben lang anreichert und aufsummiert.
Außerdem habe es schon erlebt, dass einer
Hundehalterin, die ihren ausgewachsenen Schäferhund den Becher ihres
soeben gefutterten Schokopuddings auslecken ließ laut zugerufen wurde,
dass dies den Hund praktisch in Lebensgefahr brächte.
Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen das Thema nocheinmal umfassen aufzurollen. So aufzugliedern, dass es möglich ist je nach situationsbedingtem Interesse die Infos zu finden, die man sucht. Die so oft genutzten Begriffe rund um Letaldosen mal aufzudröseln und zu erklären ob und wieviel sie denn nun mit dem Hund der die Schokolade klaut zu tun haben. Die Widersprüche in den unterschiedlichen Quellen bennen und diskutieren und ganz wichtig: Tabellen bieten die es einem Hundehalter ermöglichen ohne große Rechnerei zu gucken ob ihr Hund eine kritische Menge aufgenommen hat oder nicht.
Während des Schreibens habe ich diese Entscheidung oft bereut, denn die vielen zum Teil massiv widersprüchlichen Quellen sind grade bei einem Thema bei dem es um die brisante Frage "Was ist gefährlich und was nicht." geht ziemliche Stolpersteine. Dennoch hoffe ich, dass das Ergebnis meiner Arbeit dem einen oder anderen von Euch weiterhilft.
2. Was ist so schwierig an dem Thema?
Problematisch ist vorallem die Vielzahl an Quellen. Das fängt damit an, dass mir nicht bekannt wäre, dass es mal eine "Studie" gab in der konsequent Daten von Hunden die mit einer Schokoladenvergiftung beim Tierarzt vorgestellt wurden gesammelt und ausgewertet wurden. Es werden zwar immer mal Fallbeispiele angeführt, aber bei denen kann man meist schon froh sein, wenn das Gewicht des Hundes dabei steht. Um wirklich verlässliche Daten darüber zu haben ab welcher Dosierung Schokolade üblicherweise gefährlich wird müßte man Fälle von Schokoladenvergiftungen konsequent sammeln und auswerten. Zu den wichtigen Angaben würde dann nicht nur die Info gehören wieviel der Hund wog und wieviel Schokolade er gefressen hat, nein es müßte vorallem erhoben werden welche Schokolade (mit welchem Kakaoanteil) er genau gefressen hat, denn nur dann könnte man über den Herrsteller rauskriegen wieviel Kakaomasse in dem Produkt verarbeitet ist und nur dann halbwegs aussagekräftig berechnen mit welcher Theobromindosis man es überhaupt zu tun hatte.
Da Theobromin kein Stoff ist der ausgewiesen werden muss, ist die Theobromindosis der meisten kakaohaltigen Produkte nämlich gar nicht bekannt.
Der Theobromingehalt in einem kakaohaltigen Produkt hängt hauptsächlich davon ab, welcher Anteil des angegebenem Gesamtkakaogehaltes tatsächlich auf die theobrominhaltige Kakaomasse entfält und welcher auf die Kakaobutter, welche Theobromin lediglich in Spuren enthält.
So ist es auch zu erklären, dass diverse Quellen "Bitterschokolade 70%" mit 20mg Theobromin/g angeben, während andere Quellen nur Werte von 8mg, 13 oder 15mg nennen und z.B. Rittersport (der einzige Hersteller, auf dessen Homepage die Theobromin und Coffeinwerte für jede Sorte nachlesbar sind) die Sorte "Edelbitter" (73% Kakaobestandteile), lediglich mit 6,8mg Theobromin je Gramm ausweist.
Die oft genannt und zitierten 20mg/g geben vermutlich einen theoretischen Höchstwert wieder, der erreicht würde, wenn die angegebenen 70% Kakaoanteil sämtlichst auf Kakaomasse entfallen. So lassen sich dann auch Angaben, die auf den ersten Blick etwas absurd wirken erklären:
z.B. gibt Vetpharm in ihrer Datenbank 70%ige Bitterschokolade mit den dann so oft zitierten 20mg Theobromin je Gramm an. Dieselbe Quelle nennt dann aber Vollmilchschokolade, die in der Regel um die 35% Kakao enthält, mit lediglich 2mg/g. Auf den ersten Blick erscheint es äußerst seltsam, warum die doppelte Menge Kakao zu einem 10mal so hohem Theobrominwert führen soll. Bei genauer Betrachtung und Recherche (Kakaoverordnung= Q12, Infos über die "Verkehrsauffassung" Q11, letzter Absatz und deren Bedeutung für die Zusammensetzung von Schokoladen Q13, Tabelle1) sind diese abweichenden Annahmen darauf zurückzuführen, dass das Verhältnis zwischen Kakaomasse und Kakaobutter sich je nach Sorte ändert.
In dem Abschnitt "Annahmen" habe ich die Bestimmungen aus den genannten Quellen erfasst und Berechnungen zu den Theobrominwerten unterschiedlicher, kakaohaltiger Produkte angestellt.
Ein weiteres Problem stellt die Datenlage zu den Vergiftungsfällen. Wird ein Hund mit Verdacht auf eine Theobrominintoxikation zu einem Tierarzt gebracht, dann kann dieser eher anhand der Symptome bestimmen wie ernst die Lage ist, die Info wieviel der Hund wovon gefressen hat gibt über die tatsächlich aufgenommene Theobromindosis aus oben genannten Gründen kaum Auskunft.
Aufgrund der in den meisten Quellen genannten, angenommenen Theobromingehalte kann der Tierarzt zwar in etwa abschätzen ob eine kritische Dosis wahrscheinlich ist und entsprechend behandeln, er kann aber anhand der bereits behandelten Hunde keine verbindliche Aussage darüber formulieren, welche Dosis erfahrungsgemäß welche Symptome auslöst, ob und wie gut sie überstanden wurde und ob ggf Folgeschäden blieben, eben weil die Dosis die der Hund tatsächlich aufgenommen hat nur erraten bzw grob berechnet werden kann.
Sämtliche, halbwegs aussagekräftigen Daten darüber, welche Theobromindosen für Tiere gefährlich sind stammen also aus der Versuchstierhaltung. Üblicherweise werden in solchen toxikologischen Studien aber primär die sogenannten Letaldosen ermittelt.
Genannt werden hier meistens:
- die soganannte LDmin also die "Minimale letale Dosis" bei der es sich um die Dosis handelt bei der das erste Versuchstier an den Folgen der getesteten Substanz verstirbt.
- die "LD50" ermittelt, bei dieser Dosis sind 50% der Versuchstiere an der Intoxikation verstorben.
Wie weiter unten noch ausgeführt ist, sind diese Werte für den besorgten Haustierbesitzer jedoch nur sehr bedingt aussagekräftig. Verlässliche Werte darüber, welche Dosen üblicherweise ohne Spätfolgen bleiben gibt es kaum.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Beurteilung der Giftigkeit von kakaohaltigen Produkten schwierig und ungenau ist, weil
- es neben den tierversuchsübliches Letaldosiswerten kaum Daten darüber gibt ab welcher Dosis überhaupt mit Problemen gerechnet werden muss und man üblicherweise auch nur raten bzw ganz grob berechnen kann welche Dosis der Hund tatsächlich aufgenommen hat.
- bis auf wenige Ausnahmen nur geraten/grob errechnet werden kann wieviel Theobromin in einem kakaohaltigen Produkt tatsächlich enthalten ist
3. Was an der Schokolade ist giftig?
Genaugenommen enthält Schokolade, bzw der Kakao sogar gleich 3 sogenannte Purinalkaloide aus der Familie der Methylxantine, die eine toxische Wirkung aufweisen können.
Für die Toxizität von Kakao bzw kakaohaltigen Erzeugnissen ist jedoch in erster Linie das Theobromin verantwortlich, da es als "Hauptalkaloid" den mit Abstand größten Anteil ausmacht. Die Rolle des Coffeins variert von Kakaoart zu Art so erheblich, dass dieses Nebenalkaloid zwischen 1 und 50% der Gesamtmenge an Purinalkaloiden ausmacht. In den hierzulande üblicherweise verwendeten Sorten ist der Coffeingehalt jedoch so gering, dass er für die Toxizität des Endproduktes keine Rolle spielt. Ebenso ergeht es dem dritten im Bunde, dem Theophyllin, welches aufgrund seines geringen Anteils (Quelle 1 spricht von 0,02Promille) in der Kakaofrucht hier nur der Vollständigkeithalber erwähnt werden soll.
Q1 S.951, Q15 S. 27
4. Welche Mengen sind denn nun ganz konkret als giftig oder harmlos anzusehen?
Wie bereits weiter oben erwähnt wird es hier nun richtig schwierig.
Häufig findet man zu dieser Fragestellung Angaben über die sogenannte LD50 zusammen mit dem Vermerk p.o.
Dieser Wert gibt Auskunft darüber, ab welcher Dosierung die Hälfte der Versuchstiere, an denen man die Substanz getestet hat bei oraler Gabe (also über den Verdauungstrakt) sicher an einer Vergiftungen durch die getestete Substanz verstirbt. Im Klartext heißt das je nach Quelle, dass bei einer Versuchsanordnung in der man 100 Hunde mit reinem Theobromin "füttert" bei einer schrittweise Erhöhung der Dosis bei einer Verabreichung von 250-500mg Theobromin pro kg Körpergewicht die Hälfte der Versuchstiere an der Vergiftung verstorben ist.
Wie viele von Euch bereits ahnen:
Der Informationsgehalt dieser Information für den besorgten Tierhalter ist praktisch gleich Null, denn bei welcher Dosis Bello rein statistisch eine Überlebenschance von 50% hat löst höchstens den Wunsch zu erbrechen aus, wenn man sich vorstellt wie diese Werte ermittelt wurden, hilft bei der Überlegung ob der eigene Hund in Gefahr ist jedoch nicht wirklich weiter.
Und hier wird es nun zunehmend schwierig: Zugrunde legen kann man nun die sogenannte "minimale letale Dosis". Diese Angabe beschreibt in mg pro kg Körpergewicht bei welcher Dosis das erste Versuchstier nachweislich an der Vergiftung durch die getestete Substanz verstorben ist. Diese LDmin wird für Hunde bei Theobromin mit 100mg/kg KG und bei Koffein mit 110mg/kg KG angegeben.
Da "Gift" zwar grundsätzlich zwar eine Frage der Dosis ist, es aber auch viele individuelle Faktoren gibt die darüber entscheiden ob ein Organismus eine Substanz besser oder schlechter verträgt als seine Artgenossen, enthält aber auch der LDmin Wert für den besorgten Halter erstmal nur die Info, dass eine akute Dosis von unter 100mg/kg KG für die meisten Hunde nicht bzw nicht unmittelbar tödlich ist.
Schön wäre es, würde die Literatur eine klare Ansage machen, bis zu welcher Dosis keine Vergiftung zu befürchten ist. Leider gibt es so eine "Unbedenklichkeitsaussage" in der Literatur nur für sehr niedrige Dosierungen. Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass man meist nur sehr grob abschätzen kann welche Dosis der Hund tatsächlich aufgenommen hat.
Um die unteren Dosisbereiche einzuordnen schreibt Vetpharm:
Milde bis moderate Symptome können bereits ab 20 mg/kg Coffein oder Theobromin auftreten, lebensbedrohliche bei 60 mg/kg.
Daraus kann man beim sonst gesunden Hund schließen, das eine Dosis bis 20mg/kg üblicherweise symptomlos bzw mit kaum wahrnehmbaren Symptomen verläuft. Als 20mg/kg benennt vetpharm auch die therapeutische Dosis, die z.B. zur Erweiterung der Bronchien, Beschleunigung des Herzschlages oder zur Steigerung der Harnausscheidung über die Niere einzusetzen wären. Im Dosisbereich von 20-60mg/kg können sich dann z.B. zunehmend Unruhe, Herzrasen, Erbrechen, Steigerung der Atemfrequenz und Durchfall zeigen, die aber üblicherweise erst ab 60mg/kg lebensbedrohliche Ausmaße erreichen.
Q1 S.952, Q2 S. 243, Q 4 S.217, Q5, Q6, Q 22 S.19, Q7, Q15 S.125, Q21 S.1, Q23
5.Tabellen
Nachfolgend möchte ich tabellarisch darstellen, welche Mengen von welchen kakaohaltigen Lebensmitteln Hunde unterschiedlicher Gewichtsklassen aufnehmen müßten um in die genannten Dosisbereiche zu gelangen.
Bei der Beurteilung welche Schokomenge tatsächlich für Euren Hund
gefährlich ist gebe ich aber zu bedenken:
- dass Kakaobohnen Naturprodukte
sind und Gehalte an Inhaltsstoffen schwanken können.
- das die Empfindlichkeit auch von individuellen Merkmalen (Alter, Krankheit....) abhängt
- die angegebenen Theobrominwerte nicht als verlässliche Analysewerte, sondern zumeist als Annahmen betrachtet werden müssen
In der nachstehenden Tabellen gebe ich für die jeweilige Gewichtsklasse an wieviel Gramm von dem in der jeweiligen Spalte genannten Produkt gefressen werden müßten um die nachstehend genannten Dosierungen zu erreichen. Die Berechnungen beziehen sich dann auf folgende Dosierungen:
- 20mg/kg Körpergewicht: Grenzwert bis zu dem laut Literatur üblicherweise keine Symptome auftreten
- 60mg/kg Körpergewicht: Grenzwert ab dem heftigere Symptome auftreten können, die unter Umständen bereits tödliche Ausmaße erreichen können
- 100mg/kg Körpergewicht: orale, minimale letale Dosis im Tierversuch
Rechenbeispiel:
20mg Theobromin pro kg Körpergewicht wären bei einen 5kg schweren Hund eine Gesamtdosis von 100mg (20*5) als Grenzwert der "Unbedenklichkeit". Legt man dann eine Schokoladensorte mit 2mg/g zu Grunde, dann würde ein Hund der 5kg wiegt von dieser Schokolade 50g essen müssen um die Dosis von 20mg pro kg Körpergewicht aufzunehmen.
Hund: 5kg
Produkt - Kakaoanteil - mg Theobromin/g - Quelle/Annahme
|
20mg/kg
= 100mg/5kg
|
60mg/kg
= 300mg/5kg
|
100mg/kg
= 500mg/5kg
|
Schokoladensorten:
|
|
|
|
Vollmilchschokolade k.A. 2,0mg/g (Q1, Q5)
|
50g
|
150g
|
250g
|
Rittersport Edel-Vollmilch 35% 1,8mg/g (Q8)
|
55g
|
165g
|
275g
|
Vollmilchschokolade 30% 3,0mg/g (A1)
|
33,3g
|
100g
|
166,6g
|
Rittersport Halbbitter 50% 5,8mg/g (Q10 |
17,2g
|
51,7g
|
86,2g
|
Halbbitter 55% 9,25mg/g (A1)
|
10,8g
|
32,4g
|
54g
|
Rittersport Edelbitter 73% 6,8mg/g (Q9) |
14,7g
|
44,1
|
73,5
|
Bitterschokolade k.A. 8,0mg/g (Q1) |
12,5g
|
37,5g
|
62,5g
|
Bitterschokolade 70% 13,0mg/g (A1) |
7,7g
|
23g
|
38,5g
|
Bitterschokolade 70% 20,0mg/g (Q5), (A2) |
5g
|
15g
|
25g
|
"Hochprozentiges" 90% 26,0mg/g (Q5)
|
3,8g
|
11,5g
|
19,2g
|
Schokoladenhaltige Erzeugnisse
|
|
|
|
Kinderriegel 13% 0,72mg/g (A3) |
138,8g
|
416,6g
|
694,4g
|
Dr Oetker Mousse au chocolat 6,2% 1,28mg/g (A4) |
78g
|
234,4g
|
390g
|
Ferrero Küsschen (A5) 18,35% 2.0mg/g (A5) |
50g
|
150g
|
250g
|
Hund: 20kg
Produkt - Kakaoanteil - mg Theobromin/g - Quelle/Annahme
|
20mg/kg
= 400mg/20kg
|
60mg/kg
= 1200mg/20kg
|
100mg/kg
= 2000mg/20kg
|
Schokoladensorten:
|
|
|
|
Vollmilchschokolade k.A. 2,0mg/g (Q1, Q5)
|
200g
|
600g
|
1000g
|
Rittersport Edel-Vollmilch 35% 1,8mg/g (Q8)
|
222g
|
666g
|
1111g
|
Vollmilchschokolade 30% 3,0mg/g (A1) |
133,3g
|
400g
|
666g
|
Rittersport Halbbitter 50% 5,8mg/g (Q10 |
69g
|
206g
|
344,8g
|
Halbbitter 55% 9,25mg/g (A1)
|
43,2g
|
129,7
|
216,2g
|
Rittersport Edelbitter 73% 6,8mg/g (Q9) |
58,8g
|
176,4g
|
294g
|
Bitterschokolade k.A. 8,0mg/g (Q1) |
50g
|
150g
|
250g
|
Bitterschokolade 70% 13,0mg/g (A1) |
30,7g
|
92g
|
153,8g
|
Bitterschokolade 70% 20,0mg/g (Q5), (A2) |
20g
|
60g
|
100g
|
"Hochprozentiges" 90% 26,0mg/g (Q5)
|
15,38g
|
46g
|
77g
|
Schokoladenhaltige Erzeugnisse
|
|
|
|
Kinderriegel 13% 0,72mg/g (A3) |
555,5g
|
1666,6g
|
2777,7g
|
Dr Oetker Mousse au chocolat 6,2% 1,28mg/g (A4) |
312,5g
|
937,5g
|
1562,5g
|
Ferrero Küsschen (A5) 18,35% 2,0mg/g (A5) |
200g
|
600g
|
1000g
|
Hund: 30kg
Produkt - Kakaoanteil - mg Theobromin/g - Quelle/Annahme
|
20mg/kg
= 600mg/30kg
|
60mg/kg
= 1800mg/30kg
|
100mg/kg
= 3000mg/30kg
|
Schokoladensorten:
|
|
|
|
Vollmilchschokolade k.A. 2,0mg/g (Q1, Q5)
|
300g
|
900g
|
1500g
|
Rittersport Edel-Vollmilch 35% 1,8mg/g (Q8)
|
333,3g
|
1000g
|
1666,6g
|
Vollmilchschokolade 30% 3,0mg/g (A1) |
200g
|
600g
|
1000g
|
Rittersport Halbbitter 50% 5,8mg/g (Q10 |
103,4g
|
310,3g
|
517,2g
|
Halbbitter 55% 9,25mg/g (A1)
|
64,8
|
194,5g
|
324,3g
|
Rittersport Edelbitter 73% 6,8mg/g (Q9) |
88,2g
|
264,7g
|
441g
|
Bitterschokolade k.A. 8,0mg/g (Q1) |
75g
|
225g
|
375g
|
Bitterschokolade 70% 13,0mg/g (A1) |
46g
|
138,4g
|
230,7g
|
Bitterschokolade 70% 20,0mg/g (Q5), (A1) |
30g
|
90g
|
150g
|
"Hochprozentiges" 90% 26,0mg/g (Q5)
|
23g
|
69g
|
115g
|
Schokoladenhaltige Erzeugnisse
|
|
|
|
Kinderriegel 13% 0,72mg/g (A2) |
833,3g
|
2500g
|
4166,6g
|
Dr Oetker Mousse au chocolat 6,2% 1,28mg/g (A2) |
468,7g
|
1406,2g
|
2343,7g
|
Ferrero Küsschen (A5) 18,35% 2,0mg/g (A2) |
300g
|
900g
|
1500g
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6. Woher kommen die Werte aus den Tabellen?
Bei der Herkunft der Tabellenwerte unterscheide ich zwischen zwei verschiedenen Arten:
Die mit (Q) bezeichneten Werte stammen aus den unten mit gleicher Nummer versehenen Quellen. Die mit "A" gekennzeichneten Werte sind Annahmen von mir. Ich werde im folgenden erklären wie ich zu diesen Annahmen komme/sie berechnet habe, damit der Leser sich seine Meinung darüber bilden kann ob er sie als verlässlich empfindet oder nicht. Aufgrund der nachstehend erklärten Annahmen habe ich versucht Maximalwerte für die jeweilige Sorte zu bestimmen.
A1) Annahme 1: Theobrominwerte der üblichen Schokoladensorten.
Wie bereits erklärt hängt der Theobromingehalt eines kakaohaltigen Produktes weniger von der Sorte der verwendeten Kakaofrucht oder dem in der Regel angegebenen Gehalt an Kakaobestandteilen ab, sondern davon welcher Anteil davon auf die theobrominhaltige Kakaomasse/Kakaopulver entfällt und welcher auf die Kakaobutter welche kaum Theobromin enthält.
Während Bitterschokolade in der Regel mehr Kakaomasse/Kakaopulver als Kakaobutter enthält ist das Verhältnis bei (Voll)milchschokolade überlicherweise andersherum. Das genaue Verhältnis dieser beiden Komponenten zueinander ist maßgeblich für die Eigenschaften der Schokolade und wird deshalb von den Herstellern ungern preisgegeben.
Auf Grundlage der Bestimmungen zur Deklaration und der Beschaffenheit von Schokoladen im Lebensmittelrecht (Q12 Kakaoverordnung) und der Zutatenlisten ist es aber möglich grob zu berechnen wie hoch der Theobromingehalt in der jeweiligen Sorte sein könnte. So habe ich nachstehend die Werte von Milch-, Zart-/Halbbitter- und Bitterschokolade einmal berechnet um im späteren Verlauf auch Produke die Schokolade enthalten einschätzen zu können. Außerdem habe ich mir erlaubt, die in den unten stehenden Quellen genannten Daten anhand dieser Berechnungen einmal zu bewerten.
A1.1. Der Theobromingehaltvon Kakaomasse/fettarmen Kakaopulver
Die meisten, der unten genannten Quellen geben für entfettetes Kakaopulver Theobrominwerte von 1-3% an. Auch Quelle 15 nennt auf S. 27 1,9-2,85% Theobromingehalt für Kakaopulver. Deswegen werde ich für meine folgenden Berechnungen die Werte aus Quelle 1 übernehmen, welche entfettetes Kakaopulver mit 2,5% Theobromingehalt, also mit 25mg je Gramm angibt.
A1.2) Der Theobromingehalt von (Alpen-)/(Edel-)/(Voll-) Milchschokolade
Der tatsächliche Wert ist bei Milchschokoladen nicht so einfach zu berechnen, da das Lebensmittelrecht zwar vorschreibt, dass mindestens 25% Kakaobestandteile enthalten sein müssen über die Verteilung (Kakaopulver-Kakaobutter) aber keine Vorschriften macht.
Vergleicht man die handelsüblichen Milchschokoladen miteinander, dann ähneln sie sich in zwei Merkmalen, die zumindest eine Abschätzung erlauben:
- Die meisten Handelsmilchschokoaden sind mit 30-35% Gesamtkakaoanteil gekennzeichnet
- üblicherweise steht die Kakaobutter in der Zutatenliste vor der Kakaomasse/dem Kakaopulver, was aussagt, dass im Produkt entweder mehr Kakaobutter als -masse enthalten ist oder die Verteilung mindestens 50/50 beträgt, wenn die beiden Bestandteile genau hintereinander aufgeführt werden. Meistens ist zwischen der Kakaobutter und der -masse/dem -pulver aber noch eines der Milchbestandteile aufgeführt, die zusammen mindestens 14% ausmachen müssen.
Ich kann also annehmen, dass eine Milchschokolade, die mit 30% Gesamtkakaoanteil ausgewiesen ist und in deren Zutatenliste die Kakaobutter vor der Kakaomasse aufgeführt ist und wo zwischen diesen beiden Bestandteilen noch eine Milchkomponente steht, der Gesamtanteil der Kakaomasse im Produkt 12% nicht übersteigt. Nehme ich für diese 12% dann einen Wert von 2,5% Theobromin an, dann kann ich errechnen, dass derart deklarierte Milchschokoladen einen Theobrominwert von 0,3% = 3mg/g eigentlich nicht überschreiten dürften. Da dieser Wert über denen in den unten genannten Quellen liegt verwende ich ihn als theoretischen Höchstwert für Milchschokoladen.
Die meisten Quellen nennen für Milchschokoladen recht einheitlich einen Wert von 2mg/g.
Rittersport gibt seine Edelvollmilch (35% Kakao) mit 1,8mg/g an (Q8), was diesem Wert ebenfalls sehr nahe kommt.
A1.3. Der Theobromingehalt von Zart-/Halbbitterschokoladen
Obwohl die Mindestanforderungen an Bitterschokoladen nicht in der Kakaoverordnung festgelegt sind, ist die Bestimmung eines möglichen Theobrominwertes einfacher als bei Milchschokolade.
Wie bei vielen anderen verarbeiteten Lebensmitteln greift bei Bitterschokoladen die sogenannte "Verkehrsauffassung". Kurz erklärt handelt es sich um eine Art verbindlichen Konsens, der die "berechtigten Erwartungen des Verbrauchers" an die Beschaffenheit und Zusammensetzung bestimmter Lebensmittel festlegt. (Q11, letzter Absatz). Nach dieser Verkehrsauffassung enthält Zart-/Halbbitterschokolade mindestens 50% Gesamtkakaoanteil und mindestens 18% Kakaobutter. (Q13, Tabelle 1)
Beim Durchforsten der im Handel angebotenen Halbbitterschokoladen zeigt sich, dass die meisten als Zart- oder Halbbitterschokolade deklarierten Produkte mit 50% oder 55% Gesamtkakaoanteil ausgewiesen sind.
Nehme ich dann an, dass eine Zart-/Halbbitterschokolade 55% Gesamtkakao hat und mindestens 18% Kakaobutter, dann bleiben im Höchstfall 37% Kakaopulveranteil im Produkt übrig.
Bei 2,5% Theobromingehalt im Kakaopulver würde eine 55%ige Halbbitterschokolade also maximal 0,925%Theobromin enthalten, das entspricht 9,25mg/1g. Da dieser Wert deutlich über dem von Rittersport für die Sorte "Halbbitter" angegebenem Wert liegt (Q10) darf zwar angenommen werden, dass die meisten handelsüblichen Zart-/Halbbittertafeln einen höheren Kakaobutteranteil und somit einen niedrigeren Theobrominwert aufweisen und der von mir Errechnete in den meisten Fällen unterschritten wird.
A.1.4. Der Theobromingehalt von Bitterschokolade
Wie bereits beim Unterpunkt "Zart-/Halbbitterschokolade" beschrieben existiert auch für "Vollbitterschokoladen" keine Definition in der Kakaoverordnung. Laut Verkehrsauffassung weist eine Bitterschokolade mindestens 60% Gesamtkakaobestandteile auf und ebenso wie die Zartbitterschokolade mindestens 18% Kakaobutter.
Die im Handel erhältlichen Bitterschokoladen weisen üblicherweise einen Gesamtkakaogehalt von mindestens 70% auf. Wenn ich von diesen 70% dann 18%, (die mindestens auf Kakaobutter entfallen) abziehe, verbleibt ein Kakaopulvergehalt von 52%. Demnach läge der rechnerische Theobrominwert für 70%iger Bitterschokolade bei 1,3%, also 13mg/g. Dieser errechnete Gehalt liegt über den Werten, die Rittersport für die 73%ige Sorte "Edelbitter" angibt(Q9) und den 8mg/g, die Quelle 1auf S.952 für Bitterschokolade nennt. Quelle 4 nennt auf Seite 217 als Werte für Bitterschokolade : 13,7-15,8mg/g, gibt aber keine Kakaoanteile an.
Nicht schlüssig herleiten kann ich mir die von Vetpharm in Quelle 5 genannten und so oft zitierten 20mg/g. Nur, wenn ich berechne wie die Dinge lägen, würden die vollen 70% aus Kakaopulver bestehen erhalte ich Ergebnisse, die in die von Vetpharm zitierten Bereiche passen. Dazu kommen "Fallberichte" bzw aufgrund der nichtvorhandenen Dokumentation wohl eher "Berichte" von Hunden die Bitterschokidosen symptomlos überstanden haben, die laut den Vetpharmwerten hätten tödlich sein müssen. Üblicherweise halte ich diese Datenbank (Vetpharm).für ausgesprochen zuverlässig, aber darauf, dass 70% ige Bitterschokolade, (die nicht explizit ohne oder mit extrem wenig Kakaobutter hergestellt wurde) die von Vetpharm genannten Theobrominwerte enthalten kann finde ich auch in anderer Literatur keinerlei Hinweise.
Deswegen verwende ich bei der Berechnung von Produkten mit 70%iger Bitterschokolade die von mir errechneten 13mg/g.
A2) Annahme 2: Berechnung des Theobromingehaltes von Schokoladehaltigen Produkten
Schaut man sich die Treffer, die eine Suchmaschine bei den Suchbegriffen "Hund + Schokolade" oder "Hund + Theobromin" ausspuckt genauer an, fällt schnell auf, dass es besonders häufig vorkommt, dass Hundi sich irgendeine Schokoladenspezialität organisiert und der Halter die Gefährlichkeit dann nicht einschätzen kann. Deswegen habe ich mich mithilfe der Zutatenlisten und den Annahmen 1 bemüht einmal mögliche Hausnummern in Form von Werten für einige Produkte zu berechnen, die immer wieder von Hilfesuchenden genannt werden. Gewählt habe ich mit Absicht die obere Grenze der möglichen Werte um die Wahrscheinlichkeit, das eines der Produkte mehr Theobromin enthält als von mir berechnet gering zu halten.
A2.1. Theobromingehalt von Kinderriegeln
Der Hersteller gibt den Gesamtkakaogehalt des Produktes mit 13% an. In der Zutatenliste wird der Schokoladenanteil, der 40% des Kinderriegels ausmacht, als "Vollmilchschokolade" bezeichnet, Kakaobutter steht in der Zutatenliste eine Position vor der Kakaomasse. Rechnerisch dürfte die verwendete Vollmilchschokolade als etwa 32% Gesamtkakaoanteil haben. Daher nehme ich die Werte von der Rittersport Edel-Vollmilch und berechne den Theobrominwert von Kinderriegeln mit 0,72mg/g.
Theobromingehalt in 35%iger Rittersport Edelvollmilch: 1,8mg/g
Kinderrigel besteht zu 40% aus einer vergleichbaren Schokolade, deswegen berechne ich den Theobrominwert von Kinderriegeln mit :
100% = 1,8mg/g
40% = 0,72mg/g
A.2.2. Theobromingehalt von Dr Oetker Mousse au Chocolat
Die Zutatenliste nennt 2 verschiedene Kakaoprodukte, nämliche ganz konkret 4,8% fettarmes Kakaopulver und 4,0% Vollmlichschokolade, die in ihrer Zusammensetzung wieder in etwa der Rittersport entspricht i(Kakaobutter, den Milchbestandteil Vollmilchpulver und dann Kakaomasse). Für das fettarme Kakaopulver kann also ein Theobromingehalt von 2,5% angenommen werden. Also 25mg/g während ich für die Vollmilchschokolade 2mg/g annehme.
Bei dieser Rechnung komme ich für die Mousse auf einen Theobrominwert von 1,28mg/g.
100% = 25mg/g
4,8% = 1,2mg/g
100% = 2mg/g
4% = 0,08mg/g
Gesamt: 1,28mg/g
A2.3. Theobromingehalt von Ferrero Küsschen
Auch bei Ferrero Küsschen werden zwei verschiedene kakaohaltige Produkte in der Zutatenliste aufgeführt:
31% Milchschokolade und 15% Halbbitter. Um eine Abschätzung zu haben verwende ich für die Berechnung die 2mg/g aus den unten genannten Quellen für die Vollmilchschokolade und 9,25m/g aus Annahme 1 für die Halbbitterschokolade. So ergibt die unten stehende Berechnung einen Wert von 2mg/g und die Annahme, dass eine höhere Dosis in Ferrero Küsschen nicht zu vermuten ist.
Milchschokoladenanteil von 31%
100% = 2mg/g
31% = 0,62mg/g
Halbbitterschokoladenanteil von 15%
100% = 9,25mg/g
15%= 1,38mg/g
Gesamt:
0,62mg/g + 1,12mg/g = 2mg/g
Q1 S.951, Q4 S 217, Q5, Q7, Q15 S. 27, Q23
7. Wie vollständig wird Theobromin aufgenommen, wie wirkt es und welche Symptome sind verdächtig?
Theobromin ist wie auch Coffein und Theophyllin gut wasserlöslich und muss als "sehr gut resorbierbar" eingestuft werden. Zwar sinkt die Vollständigkeit der Resorption mit steigender Reinheit, so wird Theobromin aus Schokolade zu etwa 20% weniger resorbiert als reine Theobrominlösung. Aber im großen und Ganzen muss damit gerechnet werden, dass die Dosis Theobromin die im gefressenen Produkt enthalten ist auch annähernd komplett in den Blutkreislauf gelangt.
Q4 S. 217, Q6, Q7, Q18 S. 135
Die drei natürlich vorkommenen Methylxanthine, zu denen neben dem Theobromin auch Coffein und Theophyllin gehören, wirken auf zweierlei Wegen auf den Organismus ein:
- Entspannung der glatten Muskulatur (Artikel über unterschiedliche Muskelgewebe geplant), insbesondere der Muskelschicht in Blutgefäßen und Bronchien, was zu einer Erweiterung führt. Die durch diesesn Effekt gesteigerte Durchblutung der Nierengefäße führt z.B. zu einer erhöhten Harnproduktion.
- Stimmulation des zentralen Nervensystems und der Herztätigkeit, dieser Effekt ist u.A. für die Erregungszustände, die Steigerung der Herzfrequenz und die Erhöhung der Muskelspannung, welche zu Zittern und Krämpfen führt verantwortlich
Erste Symptome treten üblicherweise 2-4 Stunden nach der Aufnahme auf, häufige Symptome sind:
- Magen/Darmtrakt:
- Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, durch Steigerung der Peristaltik über das ZNS
- direkte Wirkungen durch Stimulation des ZNS
- Schwitzen/Hecheln/Fieber
- Unruhe/Erregungszustände/Hyperaktivität
- Herz-Kreislauf
- gesteigerte Herzfrequenz
- Herzarrhytmien
- Niere
- gestigerte Harnausscheidung durch Erweiterung der Nierenblutgefäße
- gesteigerter Durst
- Muskulatur:
- Steifheit
- Hyperreflexie
- Lähmungen der Hinterhand
- Ataxie
- Tremor (Muskelzittern)
- Krämpfe
- Lunge:
- Erweiterung der Bronchien (Bronchodilatation)
- Steigerung der Atemfrequenz
- Blutgefäße
- Verengung (Konstriktion) der zerebralen (dem Gehirn zugeordneten) Blutgefäße
- Erweiterung (Dilatation) aller übriger Blutgefäße
- Andere, mögliche Symptome
- Depression/Apathie
- Koma
- Tod durch Herzkreislaufversagen (üblicherweise innerhalb von 6-24 Stunden nach Aufnahme)
Q2 S. 243, Q: 4, S. 217, 5, 6, Q14 S.121, Q15 S.125, Q16 S.244, Q18 S. 135, Q19, S.43, Q 23
8. Was tun, wenn der Hund Schokolade gefressen hat? wie hilft der Tierarzt? Wie ist die Prognose?
Da es kein spezifisches Gegengift gibt, welches man bei einer Theobrominvergiftung einsetzen kann um dem Patienten zu helfen ist es immer sinnvoll sofort einen Tierarzt zu kontaktieren, wenn man begründeten Verdacht hat, dass der Hund eine Dosis aufgenommen hat, die gefährlich werden könnte. Dem Tierarzt sollte dann telefonisch mitgeteilt werden, welche Schokoladenmenge der Hund aufgenommen hat, wenn möglich, welche Theobromindosis man vermutet, wie lange die Aufnahme zurück liegt, ob der Hund irgendwelche Vorerkrankungen hat und ob bereits Vergiftungssymptome zu beobachten sind. Der Tierarzt wird dann mit dem Halter besprechen ob er es für sinnvoll hält den Hund zu behandeln, ob eine gute Beobachtung durch den Halter ausreichend ist oder ob er sogar vollständig Entwarnung geben kann.
Das Vorgehen bei der Behandlung unterscheidet sich gravierend, je nachdem wie lange die Schokoladenaufnahme zurückliegt und ob bereits Vergiftungserscheinungen sichtbar sind:
- Vorbeugende Maßnahmen
Liegt die Aufnahme weniger als 2 Stunden zurück, besteht eine Chance, durch folgende Maßnahmen die Aufnahme des Theobromins in den Blutkreislauf zu verhindern oder zumindest zu reduzieren:
- Auslösen von Erbrechen:
befindet sich die
Schokolade zumindest noch zum Großteil im Magen, dann besteht die
Möglichkeit, dass der Tierarzt dem Patienten eine Spritze verabreicht,
die Erbrechen auslöst um die Schokolade wieder hinauszubefördern bevor
sie in den Darm transportiert wird wo die Aufnahme des Theobromins ins
Blut erfolgen würde.
Nachdem der Magen ausreichend entlehrt ist
spritzt der Tierarzt ein Gegenmittel, welches den Brechreiz wieder
"ausschaltet". Da dieses erzwungene Erbrechen den Kreislauf massiv
belasten kann ist es nicht zu empfehlen diesbezüglich ohne Rücksprache
mit dem Tierarzt selbst zu experimentieren. Wenn der Tierarzt hinsichtlich des Kreislaufs des Patienten Bedenken hat kann er empfehlen
anschließend noch eine Infusion zu verabreichen
- Magenspülung:
Ist aufgrund des zeitlichen Ablaufes davon auszugeben, dass die gefressene Schokolade sich noch vollständig oder großteils im Magen befindet, erreicht man aber mit dem ausgelösten Erbrechen nicht die gewünschte Entlehrung des Magens, so kann dies an der Klebrigkeit der Schokolade liegen (Q5). In diesem Fall kann der Tierarzt eine Magenspülung vornehmen. Hierzu wird jedoch üblicherweise eine Narkose oder zumindest eine Sedation (Narkose+Sedation) erforderlich
- Verabreichung von Aktivkohle
Wenn anzunehmen ist, dass bereits ein Teil der Schokolade vom Magen in den Darm weitertransportiert wurde, dann besteht die Möglichkeit die Resorption des Theobromins durch die Gabe von Kohletabletten zu reduzieren. Wenn der Halter Kohletabletten in der Hausapotheke hat, kann mit dem Tierarzt besprochen werden ob sie, wenn die Aufnahme einer geringeren Theobromindosis vermutet wird, daheim gegeben werden können und anschließend eine Beobachtung durch den Halter ausreichend ist oder ob bei höheren Dosen bereits vor der Fahrt zum Tierarzt Kohletabletten gegeben werden sollen.
- Möglichkeiten bei der Behandlung bereits vorhandener Vergiftungssymptome
Zeigt der Patient bereits Vergiftungssymptome, besteht die Behandlung darin den Kreislauf zu stabilisieren und die Symptome zu mildern. Das kann von Patient zu Patient stark variieren. "Üblich" ist neben Infusionen die Behandlung von Erbrechen (z.B. mit MCP), bei Muskelzittern, Krämpfen und Unruhe kann der Patient sediert werden, unter Umständen kann es notwendig werden den Patienten zu beatmen. Auch die Gabe von Herzmedikamenten kann angezeigt sein, desweiteren muss vorallem wenn der Hund größere Mengen Schokolade gefressen hat kontrolliert werden ob keine Verstopfung vorliegt.
Prognose:
Wie gut die Prognose ist, hängt maßgeblich davon ab wie schnell die Aufnahme auffällt bzw wie zügig Gegenmaßnahmen getroffen werden. Am Besten stehen die Chancen ohne Frage, wenn die Aufnahme so früh festgestellt kriegt, dass der Hund einem Tierarzt vorgestellt werden kann bevor Vergiftungssymptome zu erkennen sind. Im optimalen Falle kann durch das Herbeiführen von Erbrechen oder eine Magenspülung noch verhindert werden, dass das Theobromin aus dem Magen in den Darm und darüber in den Blutkreislauf gelangt. Ist die Aufnahme bereits etwas mehr als 2 Stunden her, zeigt der Patient aber noch keine Symptome, so kann die Theobrominaufnahme im Darm durch die Gabe von Aktivkohle ggf noch abgeschwächt werden, außerdem kann der Patient in solchen Fällen beim Tierarzt beobachtet werden und im Falle einer Vergiftung rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden ehe der Organismus schon geschädigt wurde.
Zeigt der Patient bereits ernste Vergiftungssymptome, so ist die Prognose als vorsichtig bis schlecht zu bewerten.
Q2 S. 243, Q4 S. 217, Q6 (Toxizität), Q7, Q16 S245, Q21 S. 2 , Q23
9. Lagert sich Theobromin wirklich im Körper an?
Auf diese Frage muss deutlich mit "jain" geantwortet werden. Aber der Fall liegt hier etwas komplizierter:
Zwar stimmt das Gerücht, dass Theobromin im Hund niemals abgebaut wird und sich praktisch ein Leben lang aufsummiert nicht.
Der Abbau ist jedoch deutlich langsamer als z.B. bei Menschen. Dadurch kann Theobromin kumulativ wirken, sich also aufsummieren, wenn es schneller "nachgefüllt" als abgebaut wird. Andere Quellen sprechen aber auch von einer Art "Toleranzbildung" zumindest langfristigerer Verabreichung von Coffein im Bezug auf einzelne Auswirkungen. Verlässliche Infos darüber ob diese Toleranzbildung vor Vergiftungserscheinungen schützen kann gibt es aber nicht.
Festhalten kann man also, dass Einzeldosen, die für sich genommen nicht giftig werden sich durchaus über einige Tage hinweg addieren können. Der Zeitraum indem solch eine Aufaddierung möglich ist dürfte aber gering sein. Es ist also nicht möglich, dass sich ein Hund mit einer additiven Dosis vergiftet obwohl die letzte Aufnahme schon Wochen oder Monate zurückliegt.
Q3 S. 136, Q4 S.217, Q14, S.121
10. Wie sieht es mit anderen Tieren aus?
Wennn es um Theobrominvergiftungen geht, dann liegt der Fokus der Diskussion üblicherweise auf dem Vergiftungsrisiko für Hunde. Für Katzen findet man zwar Hinweise darauf, dass Methylxanthine in ähnlicher Dosis giftig wirken wie bei Hunden, in der Praxis scheinen Schokoladenvergiftungen bei Katzen allerdings selten bis gar nicht vorzukommen, was dem Umstand zuzuschreiben ist, das Katzen seltener dazu neigen größere Schokoladenmengen zu verputzen. (Q7) Stellt man bei der eigenen Katze eine Vorliebe für Schokolade fest, sollte man diesem Verlangen mit ähnlicher Vorsicht begegnen, wie man es bei einem kleinen Hund täte.
Für einige andere Tierarten finden sich folgende Angaben
Tierart |
Dosis |
Anmerkung
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Maus |
akute LD50 837mg/kg(orale Aufnahme)
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Q6 |
Ratte |
akute LD50 1265mg/kg(orale Aufnahme) |
Q6 |
Kaninchen
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akute LD50 1265mg/kg(subcutane Injektion) |
Q6
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"Hase"
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chronische Toxizität: erhöte Sterblichkeit bei 1%-1,5% Theobromingehalt im Futter über 120 Tage
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Q15, S.128
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Geflügel
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enthält die Futterration einen Theobrominanteil ab 7,5%, ist mit wirtschaftlichen Einbußen (vermindertes Wachstum, schlechtere Legeleistung) zu rechnen Ab 10-30% Theobrominanteil im Futter treten 5 Tage nach dem Verfüttern Todesfälle auf
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Q6, Q15(S.128+ S. 135)
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Schweine
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ab 2,5% Kakao-Restprodukte im Futter: Verdauungsstörungen ab 8% Todesfälle
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Q15 S. 128
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Kälber
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bei 5-10% Kakao-Restprodukte Vergiftungssymptome
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Q15 S. 128 |
Kühe
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In einem Versuch verminderte sich die Milchleistung bei Kühen, die eine Woche lang täglich je 1kg Kakaoschalen gefressen hatten, diese Leistungsminderung gab es im Gegenversuch mit enttheobrominierten Kakaoschalen nicht
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Q15 S. 128 |
Pferd
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"Eine tägliche Aufnahme von 5 g Theobromin ist beim Pferd tödlich" (Die Quelle macht keine weitere Aussage dazu ob die Dosis bei einmaliger Gabe tödlich ist oder bei regelmäßiger Gabe über mehrere Tage hinweg) Grundsätzlich sind Methyxantine in der Pferdepraxis aber eher ein Dopingproblem
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Q6
Q20 S.65
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Weitere Infos (z.B. zu Studien rund um die Wirkung auf Fortpflanzung) auch in Q1 ab Seite 951 und Q6
11. Fazit
Das Thema bleibt schwierig, zumal berichtete Fallbeispiele und die genannten Dosen kaum noch weiter auseinander gehen könnten. Zwar sind die Angaben über Letaldosen verhältnismäßig einheitlich, aber die Fallbeispiele weichen zum Teil massiv ab. So beschreibt z.B. Q5 in 8.2. folgendes Fallbeispiel:
Zwei Englische Bulldoggen (Rüde und Hündin, beide 2 Jahre alt) haben
je ein Stück Kuchen mit Schokoladenglasur gefressen (etwa 20-30 g
Schokolade). Symptome: Kollaps, Schaum vor dem Maul, Konvulsionen, Tod innerhalb weniger Minuten nach Einlieferung. Sektion: Keine auffällige Veränderungen
(Quelle: Stidworthy et al, 1997)
Setze ich die beiden Hunde mit je 20kg an, dann komme ich, selbst wenn ich für je 30g gefressene Schokolade die 26mg/g ansetze, die Schokolade mit 90% Kakaoanteil enthalten könnte an, dann komme ich auf eine Dosis von
30*26mg Theobromin = 780mg/Hund und bei einem angenommenen Gewicht von 20 kg auf eine Dosis von 39mg/kg Körpergewicht, die in dem hier beschriebenen Fall tödlich gewesen sein soll. Leider ist es mir bisher nicht gelungen an die genannte Quelle zu kommen, vielleicht gibt die darüber Aufschluss, ob Vorerkrankungen vorlagen oder sonst noch eine andere Todesursache in Frage kommt. Denn interessanterweise entstammen die oben genannten Werte, die erst bei Dosen ab 20mg/kg überhaupt mit Symptomen rechnen und erst ab 60mg/kg die Möglichkeit tödlicher Folgen in Betracht ziehen aus der gleichen Quelle (Q21, S.1.)
Quelle 4 gibt auf 217 zwar die "übliche" LD50 von 150-300mg/kg an, räumt aber gleichzeitig ein: "Dosen unter 300mg/kg können ohne offensichtliche Effekte verlaufen"
Im Schnitt würde ich persönlich bei den Mengen aus dem Fallbeispiel der beiden Bulldoggen nicht mit einem tödlichen Ausgang rechnen, aber auch keineswegs annehmen, dass eine Dosis von 300mg/kg ohne Folgen bleibt. Außerdem bleibt es trotz stundenlanger Rechnerei ein Rätsel, wieviel Theobromin welche Schokoladensorten nun wirklich enthalten. Ein Freund hat mal bei einem Labor angefragt, wie hoch die Kosten für Analysen sind und bekam die Aussage, dass mit etwa 160 Euro (netto) je Probe zu rechnen sei.
Da es schon notwendig wäre etwa 10 marktübliche Sorten zu vergleichen käme man also auf knapp 2000 Euro. Das ist vielleicht mal ein Projekt für die Zukunft, aber im Moment einfach zu teuer.
Als Fazit kann ich mich darauf festlegen, dass die Toxizität von Schokolade und anderen kakaohaltigen Produkten zwar tatsächlich nicht unterschätzt werden darf, ein Grund zur Panik aber üblicherweise tatsächlich nur bei der Aufnahme von "Richtig großen Mengen" oder bei Bitterschokolade angezeigt ist und hier vorallem kleine Hunde gefährdet sind.
Aber auch wenn alles darauf hindeutet, dass kleinere Mengen (Milch)Schokolade bei gesunden Tieren vollständig harmlos sind gebe ich zu Bedenken, dass viele Tiere eine Vorliebe für Nahrungsmittel entwickeln, die ihnen vertraut sind.
So kann z.B. ein Hund, der mal in Herrchens Reisetasche guckt was da so drin ist möglicherweise eher dazu verleitet werden, die darin befindliche Schokolade zu nehmen, wenn er gelegentlich bei der Eliminierung von Schokoladenvorräten behilflich sein durfte.
Während die meisten Hunde sich jedoch auch für Schokolade interessieren dürften, wenn sie nie zuvor welche gekostet haben, sehe ich persönlich diese Gewöhnung bei Katzen sehr kritisch, beobachte ich bei meinen eigenen Katzen doch, dass sie neue Futtermittel meist erst akzeptieren, nachdem ich diese explizit als essbar vorgestellt und beworben habe.
Da es kein spezifisches Gegengift gibt und die Prognose bei schwereren Vergiftungen selbst unter intensiver, tiermedizinischer Behandlung als vorsichtig bis schlecht zu bewerten ist kann ich nur dazu raten, auch bei einem gesunden Hund, einen Tierarzt zumindest telefonisch zu kontaktieren, wenn in Abgleich mit den oben aufgeführten Tabellen nahelegt, dass eine Dosis von 50-60mg/kg Körpergewicht gefressen wurde.
12. Literaturverzeichnis
1 ) Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. 6. Drogen (1994)
2 ) Klinische Diätetik für Kleintiere, Band 1 (2002)
3 ) Ernährung des Hundes: Grundlagen - Fütterung - Diätetik Helmut Meyer,Jürgen Zentek (2010)
4 ) Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günther Schwarz: Praktikum der Hundeklinik: Begründet von Hans G. Niemand (2011)
5 ) Methylxanthine - Kleintier, Uni Zürich (Stand 10/2013)
6 ) Theobromin, Uni Zürich (Stand 10/2013)
7 ) Dr. med. M. Waitz: Schokoladenvergiftung bei Hunden und Katzen
8 ) Produktpass: Rittersport Edelvollmilch
9 ) Produktpass: Rittersport Edelbitter
10 ) Produktpass: Rittersport Halbbitter
11 ) Grundlagen des Lebensmittelrechts
12 ) Kakaoverordnung
13 ) Warengruppe Schokolade
14 ) Fritz Rupert Ungemach,Reinhard Kroker,Wolfgang Löscher: Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren (2010)
15 ) Cordula Schaarschmidt: Theobromin - Zur Geschichte und Gegenwart eines Wirkstoffs (2008)
16 ) Daniel Demuth,Jacqueline Kupper: Giftige Pflanzen für Klein- und Heimtiere (2010)
17 ) H. Robert Horton: Biochemie, das Basislehrbuch (2008)
18 ) Hans-Hasso Frey: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin (2007)
19 ) Achim Dieter Gruber,Wolfgang Baumgärtner: Allgemeine Pathologie für die Tiermedizin (2011)
20 ) Olof Dietz,Bernhard Huskamp: Handbuch Pferdepraxis (2006)
21 ) C.F. Agudelo, Z. Filipejova, P. Schanilec: Chocolate ingestion-induced non-cardiogenic pulmonary oedema in a puppy: a case report (2012)
22 ) Heinz Lüllmann,Klaus Mohr,Lutz Hein: Pharmakologie und Toxikologie (2010)
23) Intoxication du chien par le chocolat
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